Sonntag, 2. März 2014

Warum der Wasserkocher ein solcher ist

Ich habe ja, wie viele andere auch, einen Hauptberuf. Meiner trieb mich mit einer Horde Siebtklässler in die Einöde schöne Landschaft der schwäbischen Alb.
Dort, im Februar besonders heimelig, in einer Seminarunterkunft, durften die kleinen pubertierenden Mistkäfer lieben Heranwachsenden sich in den ersten Gehversuchen zur Selbstständigkeit üben.
Das gelang mittels einkassierter Handys dank pädagogisch sinnvoller Maßnahmen vergleichsweise gut.
Also so ganz ohne Internet - von wegen Selbsterfahrung...

Am letzten Tag wussten sie, dass man es nicht binnen fünf Minuten schaffen kann, den Ofen für die Aufbackbrötchen vorzuheizen, die Milch zu kochen, den Kaffee durchlaufen zu lassen, die Marmelade abzufüllen, Äpfel aufzuschneiden, die Brötchen zu backen und das Ganze dann auch noch wegzuräumen. Nein, man muss dazu eine Stunde früher aufstehen, wenn man Frühstücksdienst hat. Vor allem, wenn an diesem Tag eine ganztägige Exkursion geplant ist, die unter dem zeichen der Selbstorganisation steht und der rest der Klasse sich im Blutrausch zu Hyänen entwickelt.

Und wenn man zu all diesen Erfahrungen - von Aufbackzeit bis Weckdienst - kein Handy hat, muss man sogar richtig kreativ werden.

UND sie lernten AUCH, dass es NICHT gut ist, aus Zeitgründen Milch im Wasserkocher zu kochen.
Sie lernten, dass Dinge ihren Namen bekommen, der die Tätigkeit definiert - oder umgekehrt.
Dass Stockbrot so heißt, weil man zum Backen einen STOCK braucht.
Sie lernten, dass man den Lappen aus dem Klo nicht für den Tisch verwenden soll und dass beim Ausschütteln von Tischdecken seltsame Dinge in den Garten fallen, die man dann auch wieder aufsammeln muss.
Sogar den Unterschied zwischen Papiermüll und Biomüll lernten meine Lieben - und was passiert, wenn man drei Tage nciht drauf achtet un dann alles wieder trennen muss.

Sie erfuhren, dass Teamtraining NICHT funktioniert, wenn einer aus der Gruppe alleine über die Straße geht und der Rest kopflos hinterher rennt.
Sie lernten, dass es sinnvoll ist, Wegweiser zu lesen, weil sonst nur die Hälfte am Ziel ankommt und der Rest im Wald bleibt, und sie lernten, dass es NICHT gut ist, Lehrer vor dem ersten Kaffee anzusprechen.

Mittlerweile wissen diese Kinder auch, dass Taschenmesser scharf sind, Fingerkuppen schnell ab und dass man Äpfel mit braunen Stellen immer noch essen kann.

Ja, der Lehrerberuf - ein netter Teilzeitjob mit viel Freude, bei dem man junge Menschen auf das Leben nach dem Abitur vorbereitet. Oder in anderen Worten: Augen auf bei der Berufswahl, Kinder!

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