Freitag, 2. Mai 2014

Schlangen und das Radrennen um Eschborn

Der Mensch ängstigt sich vor Schlangen. Er fühlt sich durch sie bedroht, selbst wenn sie noch son harmlos ist, verfällt in eine Art Schockstarre, wird in seiner Todesangst in ein Paralleluniversum katapultiert, denn die Schlange bedroht ihn in der Dauer seiner Lebenszeit.

Er sieht eine und nimmt reflexartig reißaus.
Das führt dazu, dass Menschen Schlangen meiden, sie fürchten um ihr Leben und versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie meiden sie um jeden Preis, entdecken sie eine hinter einem Busch, schleichen sie um sie herum und versuchen, auch auf Kosten anderer, den Kontakt mit der Schlange zu verhindern.

Gestern standen wir hinter einer Schlange.

Wir waren im Opel-Zoo im Taunus, an dem das Radrennen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ vorbei führte.
 
Einfach nur an der Strecke mitgefilmt: Rund um den... Opel-Zoo 2014


Dieser Anlass führte, wie allen Anwesenden im Vorhinein bekannt war, zu Schlangen. Im Zoo, zum Zoo hin, vom Zoo weg. Wartezeit: eine Stunde bei der Ausfahrt vom Parkplatz - im Regen, der aber bis dato nicht eingesetzt hatte, sprich: alle Schlange-Warter hatten einen schönen, angenehmen Tag (von eigenen menschlichen Unzulänglichkeiten und Diskrepanzen einmal abgesehen) und saßen nun im beheizten Wagen.

Aber, wie wir wissen, alles hat Ende. Auch die Schlange hatte zwei - eines am Anfang, eines am Schluss. Ende der Menschlichkeit.

Wir waren in der Mitte, zu der ein verzweifelt aussehender Mensch sich schließlich im Regen und zu Fuß vorgearbeitet hatte. 
Ob wir ein Überbrückungskabel hätten. Ich spürte die Fragezeichen auf meiner Stirn greifbar werden.
Ähm, ja, klar. 
Meine Schwester, die Kinder alle im Auto, bugsierte die Riesenkarre an der Schlange vorbei. Sie sah bedrohlich aus, zuckte aber nach leisem Protesthupen vor uns zurück.
Der Mann, also das Auto, für das er das Überbrückungskabel brauchte, stand am Anfang der Schlange, in Kopfnähe, dort, wo es am gefährlichsten ist, der Kopf schnappt blitzschnell zur Seite, quert die Straße nach links oder rechts, ob nun Tiere, Kinder oder versprengte Radfahrer im Weg sind, ist ihr egal - Opfer sind Kollateralschäden.

Seine Freundin im Wagen wartend. Wie sich später herausstellte, seit EINER STUNDE. Die Hilfs-Aktion dauerte vier Minuten.

Die Schlange hatte sich fortwährend an ihm vorbei geschoben, und wenn der ADAC wüsste, dass über geschätzte zweihundert Autos ohne Überbrückungskabel durch die Landschaft fahren, würde er seine Vertragsmodalitäten verändern....

Am Ende bekamen wir zehn Euro. Ich weiß nicht, wofür - die beiden Hilfe suchenden sagten, es sei, weil wir die ersten, die einzigen, waren, die ihnen nach über einer Stunde halfen. 
Ablehnen war zwecklos - sie wollten etwas "wieder gut machen". 
Da fielen mir die Fahrer von zweihundert Autos ein, die etwas "wieder gut machen" müssten. Nunja, "wieder" setzt voraus, dass sie schon einmal etwas gut gemacht haben.....




Ich denke, man muss ab heute nicht mehr fragen, wieso ich ein "misanthropisches Menschenbild" habe!


Keine Schlange, aber auch gemein:

 
Im Einzelfall giftiger als eine Schlange: fiese Echse....

Fiese Exen.... sind ein anderes Thema! Das allerdings scheint vorwiegend nur den männlichen Teil der Gesellschaft etwas angeht. Schlangen wirken sich hingegen offenbar geschlechtsunspezifisch als Charakterdeformation aus.

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