Donnerstag, 13. August 2015

Unzynisch und ernst

Heute habe ich keine Lust auf Zynismus. Die Kuchenbäckerin hat sich vom Herd bewegt und einen wunderbaren Blogbeitrag geschrieben. Es geht um Asylbewerber, um uns als Gesellschaft und darum, dass uns die Sonne aus dem Arsch scheint, wir aber immer noch Kraft zum Jammern haben. Natürlich entspannt sich in Zeiten wie diesen um einen solchen Text eine Debatte: Asylbewerber sind toll - nicht so toll - mir egal, (so lange ich meine Ruhe habe) - mir total egal - blöd - alle Kriminelle - etc. (bitte ankreuzen).
Jeder weiß etwas, jeder kennt jemaden, jeder hat was zu sagen, jeder beharrt auf seiner Meinung. Und irgendwie haben alle Recht und vermischen dabei persönliche Beobachtung, Sachverhalte, Wünsche und Unterstellungen. Und vergleichen Kirschen mit Bananen.

Unter anderem schreibt "Malekin" als eine Antwort uf Kuchenbäckerins Aufruf, weniger zu jammern und mehr zu tun:

Seit ca 2 Jahren, häufen sich jedoch die Straftaten und Reibereien hier im Stadtteil enorm. Das Kaleidoskop reicht von Vergewaltigungen 72 jähriger Frauen über Angriffe mit Waffen bis hin zu Wohnungseinbrüchen am helllichten Tag. Verursacher sind nicht etwa unsere türkischen, italienischen oder deutsche Mitbewohner sondern Asylsuchende aus den Osteuropäischen Ländern.
Ich ertappe mich selbst dabei, das ich mich auf der Straße in der Nähe von Türken sicherer fühle, wie in der von Asylanten. Man hört nichts davon, das etwa syrische Kriegsflüchtlinge, die mit ihren Familien gekommen sind hier Unruhe stiften, nein immer sind es junge Männer oder Frauen, die aus sogenannten Armutsländern zu uns gekommen sind.

Ich denke, das Ganze, also der Blick auf unsere Gesellschaft und die Gäste und Neubürger, egal welcher Herkunft, gewinnt eine andere Dimension, wenn man beginnt, darüber zu sprechen, dass Menschen, die sich nicht an die geltenden Gesetze halten - egal, ob aus Bosnien, aus Syrien oder aus Deutschland stammend - zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

Und, das finde ich irgendwie logisch, dass jemand, der ohne Anerkennung - also im Gaststatus, hier lebt, damit rechnen muss, des Landes verwiesen, respektive der Gastfreundschaft entbunden zu werden. Deutsche, die sich nicht an die Spielregeln halten, werden inhaftiert - bei die Gastfreundschaft missbrauchenden Zugereisten müsste es legitim sein, diese - insbesondere, wenn sie aus "sicheren Herkunftsländern" stammen, zurück zu schicken. ABER (und an dem "Aber" hänge ich selbst, weil ich keine Antworten finde!): was IST ein (un-) sicheres Herkunftsland? Nur Länder, in denen augenscheinlich (kein) Krieg herrscht? Oder auch die, in denen Minderheiten (nicht) geächtet und an sozialem Fortkommen gehindert werden? Fragen die menschliche Gemeinschaft  betreffend wären: WIE geht man mit Traumata als Ursache von Gewalttaten um? Ist denn jemand, der gewalttätig agiert, immer auch verantwortlich für sein Tun? Sind wir als Gesellschaft verantwortlich dafür, Traumata zu verhindern - oder wäre es niht viel mehr die POlitik, die sich in Form der EU-Gemeinschaft in den Krisengebieten für die Menschenrechte und gegen Krieg stark machen müsste?

In meinen Augen fehlt hier vor Ort die Traumaverarbeitung, soziale Begleitung - kulturelle Begleitung für alle Menschen (Cultural Studies nennt sich das), die her kommen - und die hier wohnen. Und BILDUNG. In Angeboten NICHT nur für Asylbewerber, Asylsuchende und bewilligte Asylanten. Auch für diejenigen, die unreflektiert "Deutschland den Deutschen!" schreien.
Wer keine Ahnung hat, hat nämlich meistens Angst. Und DAS ist das menschliche Problem auf allen Seiten....

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