Ich habe mal wieder nachgedacht. Und auch, wenn mein Mann
sagt, es gibt Dinge, die ich besser kann, erlaube ich mir hier, meine Gedanken
darzulegen.
Nach einer Woche Dublin denke ich über das Gefühl nach, das
man dort hat und das sich unweigerlich in einer großen Freude und erbaulichen
positiven Kraft auf die Besucher überträgt: Geborgenheit und Leichtigkeit und
zugleich Stabilität. Innere Stabilität. Und woher kommt die?
Man kann es summieren: Heimatgefühl. Heimatgefühl aus den Schlagworten, die alle kennen:
Leprachaun, fairies, unicorns, Paddy Bear, Easter Rising, Saints and Scholars,
christianity as well as paganism, Vikings, Celts, Great Famine, emigration, St.
Patrick, monastery, green hills, sheep….
Die Iren haben eine Geschichte durchzogen von freedom,
rebellion, troubles aber eben auch von heritage, culture und tradition – sie
waren die Verfolgten und sie sind stolz, es geschafft zu haben.
Das macht mich nachdenklich. Denn überall begegenen uns
Stolz auf die eigene Herkunft und Geschichte – und Vorurteile.
Wir gehen nach Italien, um uns der europäischen Kultur des
Römischen Reichs zu besinnen. Das macht die Italiener aus. Neben Wein und
Pasta.
Wir gehen nach Griechenland, um uns der europäischen Kultur
des Griechischen Imperiums zu besinnen. Das macht die Griechen aus. Neben
Oliven und Sagen.
Wir gehen nach Frankreich, um uns der europäischen Befreiung
von der Monarchie zu besinnen. Das macht die Franzosen mit Liberté,
Egalité, Fraternité aus. Neben Wein und Baguette.
Wir gehen nach Spanien, um uns der
Eroberungszüge Europas in die Welt zu besinnen und eine Wiege des Christentums
zu betrachten. Kritisch, aber nicht depressiv. Das macht Spanien aus. Neben
Sangria, Sonne und Flamenco.
Und so geht es weiter. Österreich und Ungarn
haben ihre Monarchie, die Finnen Saunas und Elfen, selbst die Schweden haben
neben IKEA Elche und Astrid Lindgren, und sogar die Schweizer, obwohl Nicht-EU,
ihre Freiheitskämpfer und den Stolz auf die Neutralität und Selbstverwaltung.
Tja, und da stehe ich jetzt – und sobald ich
an Germanische Sagen denke, gruselt es mich. Dabei heißen wir Germans. Sobald
ich an Deutsche Dichter und Denker denke, fällt mir der Missbrauch derselben im
Dritten Reich ein – und die Kehrseite: die verbrannten Dichter, entartete
Kunst. Besuchen wir Gedenkstätten in Deutschland mit der Schule, fahren wir
nach Dachau oder Nürnberg. Lesen wir
Sagen, ist es wichtig, gleich Märchen hinterher zu schieben. Alles wieder nicht
so schlimm zu machen.
Die AfD hat es leider nicht besser gemacht, die Traumata des Dritten Reiches in Europa zu überwinden. Denn die Argumente sind falsch. Wir brauchen keine Abwehr von „Fremden“ – wir bräuchten ein aktives Besinnen auf das positive Denken in Bezug auf das, was uns prägte. Mehr Gelassenheit in Bezug auf alles, was missbraucht wurde – und ein Ende dieses Missbrauchs durch Leute, die unser Kulturgut auch weiterhin instrumentalisieren.
Und je länger ich nachdenke, umso
schwieriger wird es.
Ich wünschte, ich könnte in einem Land voll Kobolde, Gelassenheit und Freundlichkeit leben. Ein Land, in dem es egal ist, wie Du aussiehst. In dem wichtig ist, wer du bist.
Wir sollten zu den Märchen zurückkehren – und von
vorne anfangen.Ich wünschte, ich könnte in einem Land voll Kobolde, Gelassenheit und Freundlichkeit leben. Ein Land, in dem es egal ist, wie Du aussiehst. In dem wichtig ist, wer du bist.
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