Sonntag, 23. August 2015

Berühmte letzte Handygespräche...

Vater  und Sohn:
"Wir? Wir sind gerade im Maislabyrinth, ja. Ist lustig.
Wir sind gleich wieder draußen! Zehn Minuten oder so......."



Ähm. NÖ!

Typische Abiturienten - Ländervergleich

Als ich die letzten Wochen im Urlaub war, begegnete mir eine junge Frau, die gerade ihr Abitur in Mecklenburg-Vorpommern abgelegt hat.
Sie erzählte mir - der Lehrerin - von ihren letzten beiden Schuljahren.

Und was ich da hörte, versetzte mich in Erstaunen:
"Weißt Du, wir waren jetzt nicht so die typische Abiklasse," - 

AHA, dachte ich - also eher Leute, die lernen, dachte ich - aus eigener, persönlicher, aktiver und mehrfacher passiver Erfahrung ging ich davon aus, dass ....

"Wir haben auch mal ne Party gemacht. Auch mal mit Lehrern. Schon auch mal ein Bierchen getrunken. Weißt Du, die Lehrer kamen sogar, die fanden das richtig schön, dass wir mal 'n bißchen was Anderes gemacht haben"

AHA, dachte ich - also eher Leute, die nen guten Draht zu ihren Lehrer haben. Schön! "Mal ne Party.." - auch schön, kein Dauersaufen, klingt nach ner netten Truppe!

Also fragte ich: "Ok, Jenny, aber wieso seid Ihr da jetzt nicht "so die typische Abiklasse"? Wird bei Euch in der Regel mehr getrunken? Oder eben ohne Lehrer? Koma? Etwa harte Drogen?"


Große Augen blickten mich an - UNVERSTÄNDNIS.

"Nee, also - eigentlich lernen ja alle immer in den letzten beiden Schuljahren. Alle wollen einen Einserschnitt, eigentlich 1,0, alle sitzen über den Hausaufgaben, tagein, tagaus, lernen, man will ja was werden  - aber das ist irgendwie so schade, wenn man keine Zeit mehr für Freunde hat. Deswegen hat sich unser Jahrgang gedacht, dass wir ja nicht perfekt  sein müssen - wir legen uns ins Zeug, aber ne kleine Disko darf schon auch sein!"

Meine Augen: auch groß. UNVERSTÄNDNIS. Vielleicht brauchte ich einen Termin beim Ohrenarzt.... rückversichern:

"Waddemal, Jenny, Du willst mir jetzt erklären, dss es bei Euch an den M-V-Gymnasien ÜBLICH ist, die Schule ernst zu nehmen, keine Party zu machen, kein Dauerkoma zu haben, stattdessen Hausaufgaben zu machen, zu verstehen, dass das Abitur ein erster Schritt zur Uni ist, etc.????"

"Jaa, klar! Schule is doch der letzte Schritt vor dem Selbstständigwerden! Irgendwann muss man doch anfangen - aber eben nicht NUR!"

Ich möchte Jenny gerne als Referentin für unsere Baden-Württembegischen Gymnasien buchen. Sie sieht übrigens nicht langweilig aus. Im Gegenteil!

Donnerstag, 13. August 2015

Unzynisch und ernst

Heute habe ich keine Lust auf Zynismus. Die Kuchenbäckerin hat sich vom Herd bewegt und einen wunderbaren Blogbeitrag geschrieben. Es geht um Asylbewerber, um uns als Gesellschaft und darum, dass uns die Sonne aus dem Arsch scheint, wir aber immer noch Kraft zum Jammern haben. Natürlich entspannt sich in Zeiten wie diesen um einen solchen Text eine Debatte: Asylbewerber sind toll - nicht so toll - mir egal, (so lange ich meine Ruhe habe) - mir total egal - blöd - alle Kriminelle - etc. (bitte ankreuzen).
Jeder weiß etwas, jeder kennt jemaden, jeder hat was zu sagen, jeder beharrt auf seiner Meinung. Und irgendwie haben alle Recht und vermischen dabei persönliche Beobachtung, Sachverhalte, Wünsche und Unterstellungen. Und vergleichen Kirschen mit Bananen.

Unter anderem schreibt "Malekin" als eine Antwort uf Kuchenbäckerins Aufruf, weniger zu jammern und mehr zu tun:

Seit ca 2 Jahren, häufen sich jedoch die Straftaten und Reibereien hier im Stadtteil enorm. Das Kaleidoskop reicht von Vergewaltigungen 72 jähriger Frauen über Angriffe mit Waffen bis hin zu Wohnungseinbrüchen am helllichten Tag. Verursacher sind nicht etwa unsere türkischen, italienischen oder deutsche Mitbewohner sondern Asylsuchende aus den Osteuropäischen Ländern.
Ich ertappe mich selbst dabei, das ich mich auf der Straße in der Nähe von Türken sicherer fühle, wie in der von Asylanten. Man hört nichts davon, das etwa syrische Kriegsflüchtlinge, die mit ihren Familien gekommen sind hier Unruhe stiften, nein immer sind es junge Männer oder Frauen, die aus sogenannten Armutsländern zu uns gekommen sind.

Ich denke, das Ganze, also der Blick auf unsere Gesellschaft und die Gäste und Neubürger, egal welcher Herkunft, gewinnt eine andere Dimension, wenn man beginnt, darüber zu sprechen, dass Menschen, die sich nicht an die geltenden Gesetze halten - egal, ob aus Bosnien, aus Syrien oder aus Deutschland stammend - zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

Und, das finde ich irgendwie logisch, dass jemand, der ohne Anerkennung - also im Gaststatus, hier lebt, damit rechnen muss, des Landes verwiesen, respektive der Gastfreundschaft entbunden zu werden. Deutsche, die sich nicht an die Spielregeln halten, werden inhaftiert - bei die Gastfreundschaft missbrauchenden Zugereisten müsste es legitim sein, diese - insbesondere, wenn sie aus "sicheren Herkunftsländern" stammen, zurück zu schicken. ABER (und an dem "Aber" hänge ich selbst, weil ich keine Antworten finde!): was IST ein (un-) sicheres Herkunftsland? Nur Länder, in denen augenscheinlich (kein) Krieg herrscht? Oder auch die, in denen Minderheiten (nicht) geächtet und an sozialem Fortkommen gehindert werden? Fragen die menschliche Gemeinschaft  betreffend wären: WIE geht man mit Traumata als Ursache von Gewalttaten um? Ist denn jemand, der gewalttätig agiert, immer auch verantwortlich für sein Tun? Sind wir als Gesellschaft verantwortlich dafür, Traumata zu verhindern - oder wäre es niht viel mehr die POlitik, die sich in Form der EU-Gemeinschaft in den Krisengebieten für die Menschenrechte und gegen Krieg stark machen müsste?

In meinen Augen fehlt hier vor Ort die Traumaverarbeitung, soziale Begleitung - kulturelle Begleitung für alle Menschen (Cultural Studies nennt sich das), die her kommen - und die hier wohnen. Und BILDUNG. In Angeboten NICHT nur für Asylbewerber, Asylsuchende und bewilligte Asylanten. Auch für diejenigen, die unreflektiert "Deutschland den Deutschen!" schreien.
Wer keine Ahnung hat, hat nämlich meistens Angst. Und DAS ist das menschliche Problem auf allen Seiten....

Freitag, 7. August 2015

Aquivalente Ämbivalenz


Ausflug zu Schuljahresende 2014/15 in die Bavaria Filmstadt in München.

Eine sichtlich aufgedrehte – 

„Hey, ist ja suuuuper, dass Ihr alle da seid – wow, wir können heute, exklusiv, nur für Euch – das wolltet Ihr doch immer schon – einen Blick in den Shoppingsender 123.tv werfen, ist das nicht cooooool??!“

==> Schüler: Nö! 

- zum Führen der Gruppe angeheuerte Berufsjugendliche versucht sich im gehobenen Sprachniveau in der Wetterbox:



„Ja, und da ist jetzt  der Greenscreen wieder – das kennt Ihr ja von der Trickszene eben, das ist das Ambivalent zum Bluescreen....“, wiederholt sie zum zigsten Mal die einzig sinnvolle (den Schülern aber seit der achten Klasse bekannte) Information der Führung...



mhm....


.... ich fand auch ziemlich äquivalent, den ganzen Tag über *hüstel* und denke mir: SO toll kann das bayerische Schulsystem nicht sein.