Freitag, 18. Oktober 2013

Offenbarung

Das Knistern kündigte Johannes die bald einkehrende innere Ruhe an. Wie er sich danach sehnte, loszulassen. Er wusste, was er brauchte. Sollten die anderen doch Ihr Scheiß-Spießerleben leben, davon hatte er sich schon meilenweit entfernt. Normalerweise begann es mit dem ersten Einatmen. Je tiefer der Zug ging, bis in die Lungenspitzen, umso leichter war es, zu entkommen. Die Welt veränderte sich zwar immer wieder bei seiner Rückkehr, aber im Grunde genommen war das halb so schlimm, so lange er wusste, wie es abschalten konnte. Diese Welt…. Je mehr er sich mit ihr beschäftigte, umso schlimmer wurde sie. Manchmal fragte er sich, ob er möglicherweise direkt etwas zu tun hatte. Diese Gedanken mochte er gar nicht. Scheiße war das. Eigentlich waren die ganzen Schlampen und Huren aus der Politik doch selber schuld, so wie seine Familie, wenn er ihnen nicht half. Aber sie wollten ihm nicht zuhören. Er zog. Jonhannes war sich mittlerweile relativ sicher, dass er das eigentlich sollte, immerhin trug er den Namen desjenigen, der in seiner Offenbarung den Weltuntergang, die Apokalypse, verkündete. Von Gott gesegnet. Er atmete ein. Obama zum Beispiel. Präsident Obama war eine genauso falsche Sau wie alle anderen. Da hat man einmal an jemanden geglaubt, einmal Vertrauen in die Weltpolitik gehabt. Es hätte ja sein können, dass sich endlich einmal jemand auf diesem Erdball, der dem Untergang geweiht war, an seine Versprechen hielt. Weder seine Freundinnen noch seine Mutter hatten gehalten, was sie versprochen hatten. Nämlich für ihn da zu sein. Endlich spürte er, wie seine Gedanken langsam normaler wurden, wie ihm endlich die Zusammenhänge aufgingen. Vermutlich, nein eigentlich sicher, war es so, dass seine Mutter sich ohnehin schon damals mit seiner ersten Freundin verbündet hatte, damals, als sein Vater noch gelebt hatte. Wenn DER noch leben würde, dann könnte er mit ihm Obama besuchen und ihm erzählen, dass seine momentane Nahost-Politik letztlich nur eine Farce war, dass er ihn durchschaut hatte, dass die TwinTowers, da bestand doch kein Zweifel! – dass die TwinTowers damals von den USA selbst, von Bush, gesprengt worden waren. Diese Märchen von irgendwelchen Islamisten, sein Vater, der hatte im Orient gearbeitet, als Ethnologe in Petra, in Syrien war das, da kannte er sich aus, wenn er noch leben würde, DANN könnte er Obama alles erklären. Wie die Menschen da lebten im Osten. Die hielten noch was auf Werte, auf Familie, die ließen sich gar nicht so lenken, wie es die Westmächte alle Glauben machen wollten. Aber Seine Mutter weigerte sich, ihn darin zu unterstützen, die Wahrheit kundzutun. Seine Offenbarung. Und seine Schwester, dieses magersüchtige, egozentrische Biest, hatte nur ihre eigene heile Welt im Kopf. Absolut typisch. Dumm. Völlig eingeschränkte Weltsicht. Er sollte nicht rauchen. Dabei brauchte er dieses Kraut, damit er sich entspannen konnte in dieser irren Welt. Weltpolitik interessierte diese Ignoranten doch gar nicht, eigentlich waren sie sogar mit schuld daran, dass dieser ganze Konsum so lief, wie er lief, und dass Amerika unschuldige Menschen tötete. Sie weigerten sich, es einzusehen, aber immer, wenn der Rauch sich seinen bittersüßen Weg von den Lungen in seine Synapsen gebahnt hatte, war ihm alles völlig klar. Er spürte förmlich, wie die Wahrheit von ihm Besitz ergriff. Es war Zeit für einen Knall, einen Urknall der Wahrheit, der sie alle aufweckte. Er wollte Obama wenigstens per Email schreiben, dass er ihn durchschaut hatte. Es war Zeit für eine Explosion. Aber nichts geschah.

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